Erlebnisbericht eins misshandelten Kindes.
Gott schuf die Mütter
„Gott kann nicht überall sein, deshalb schuf er die Mütter.“
Selten so gelacht. Dieses Zitat habe ich schon oft gehört – und regelmäßig wird mir übel. Wenn ich einen guten Tag habe, und die wurden mit den Jahren deutlich mehr, kann ich müde lächelnd abwinken. An weniger guten Tagen kommt die Vergangenheit noch immer erschreckend nah an mich heran. Setzt mir zu, schafft es manchmal, mich in den Würgegriff zu nehmen.
Dann kriege ich Panik, empfinde Todesangst. Nun, das kommt, wie gesagt, nicht mehr so häufig vor. Trotzdem fühle ich mich in diesen Augenblicken wieder wie das Kind, das ich einst war, aber schon lange nicht mehr bin: ausgeliefert, ungeliebt, allein.
Damit will ich keinesfalls um Mitleid heischen oder auf die Tränendrüse drücken. Es war schlicht und ergreifend so. Die Vergangenheit hängt, wie eine zweite, morsche Haut an mir – ich kann sie bis heute nicht vollständig abstreifen.
Natürlich weiß ich, dass dieses eingangs genannte Zitat auf die meisten Mütter zutrifft. Das ist auch gut so. Mutter sein ist etwas Wunderbares – auch für mich. Dabei bin ich nicht mal sicher, ob ich zu der Gruppe gehöre, an die sich das Zitat richtet. Obwohl ich meine Kinder – fünf an der Zahl – über alles liebe und sie mir das Wichtigste im Leben sind bzw. waren: Auch, nachdem ich meine Tochter 1973 zur Adoption freigeben und von zwei Söhnen
bereits Abschied nehmen musste. Meine Kinder sind mir – neben meiner Frau Silvi – das Wichtigste. Doch das ist eine andere Geschichte.
Ich habe immer alles getan, damit es meinen Kindern gut geht. Ich bin sicher, das kann ich guten Gewissens behaupten. Wenngleich manch‘ Außenstehender das wohl nicht so sieht.
Eins vorweg: Es ist keinesfalls meine Absicht, mich auf das mir Zugefügte zurückzuziehen – so nach dem Motto: „Moment mal, …